Die Basalen Aktionsgeschichten bilden das zentrale Element eines förderpädagogischen Konzepts, das darauf abzielt, Bildungsinhalte in vereinfachter und elementarisierter Form für Menschen mit schwerer Behinderung zugänglich zu machen. Dies geschieht in Form von sensorisch und sprachlich immersiven Vorlese- und Mitmachgeschichten, die durch aktivierende und wiederkehrende Handlungselemente geprägt sind.
Das Konzept der Basalen Aktionsgeschichten wurde 2015 von der Autorin und Pädagogin Nicol Goudarzi entwickelt und veröffentlicht.
Im Mittelpunkt steht die Leitfrage:
„Wie können anspruchsvolle Bildungsinhalte gleichzeitig vermittelt und wahrnehmungsorientierte Förderangebote gemacht werden?“
Zur Beantwortung dieser Frage verbindet das Konzept verschiedene pädagogische Ansätze: Es integriert Elemente der Kommunikationsförderung (insbesondere der Unterstützten Kommunikation), der Wahrnehmungsförderung im Sinne der Sensorischen Integration sowie strukturierende Methoden, wie sie auch in der Förderung von Menschen im Autismus-Spektrum Anwendung finden. All diese Komponenten werden mit dem erzählerischen Bildungsinhalt einer Geschichte verknüpft.
Die Vermittlung erfolgt nach einem klar strukturierten, mehrdimensionalen Vorgehen. Dabei werden die Bildungsinhalte pyramidal aufgebaut – beginnend bei einer basal-erlebenden, wahrnehmungsorientierten Ebene bis hin zur aktiven kognitiven Auseinandersetzung mit dem Thema.
Dank dieser vielschichtigen Herangehensweise eignen sich die Basalen Aktionsgeschichten sowohl für den intensivpädagogischen Förderbereich als auch für den Einsatz in heterogenen Lerngruppen – etwa im inklusiven Unterricht oder im jahrgangsübergreifenden Lernen.
Umsetzung in der U1:
In der U1 „lesen“ wir im Rahmen des Deutschunterrichts regelmäßig Basale Aktionsgeschichten, die thematisch immer einen Bezug zur Lebenswelt der Kinder haben (Herbst, Halloween, Weihnachten, Frühling, etc….).
Zurzeit beschäftigen wir uns mit der Geschichte „Lolas Schultag“, in der die Kinder die Handpuppe Lola bei einem Schultag begleiten. Die Kinder wecken Lola auf, helfen ihr beim Zähneputzen und Gesichtwaschen, packen mit ihr die Schultasche, hören Geräusche auf dem Schulweg und nehmen mit Lola an einer Musikstunde teil.
Während der gesamten Geschichte werden die Kinder in ihren Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten gefördert. Sie reagieren auf sinnliche Reize, nutzen individuelle Ausdrucks- und Kommunikationsformen (Gebärden, verbale Sprache oder Talker), um zentrale Fokuswörter wie nochmal, fertig, etwas anderes, ja und nein zu verstehen und erleben sich als aktive Teilnehmende einer gemeinsamen Handlung.
Wir starten die Geschichten immer mit dem Ritual „Leuchtbuch aufklappen“ und den Worten: „Die Geschichte fängt an“

Lola schläft noch und die Kinder überlegen, wie sie Lola wecken können. Sie treffen zunächst eine Auswahlentscheidung (Kitzeln oder Wecker klingeln lassen) und entscheiden dann, ob sie es nochmal machen wollen oder etwas anderes zum Wecken auswählen.

Anschließend helfen die Kinder Lola beim Waschen und Zähneputzen, können wieder eine Handlung auswählen und die Fokuswörter üben.

Dann wird Lolas Schultasche gepackt. Die Kinder überlegen, was alles hinein gehört, finden die entsprechenden Gegenstände und packen es ein.

Auf dem Schulweg hört Lola ganz verschiedene Geräusche (Stimmen, Wind, Autos, Vögel). Die Kinder entscheiden sich für ein Geräusch (über Gebärden oder Bildsymbole) und aktivieren am Smartboard den Höreindruck. Auch hier werden die Fokuswörter nochmal, fertig und etwas anderes geübt.

In der Schule angekommen setzt sich Lola mit in den Sitzkreis. Es findet eine Musikstunde statt. Die Kinder entscheiden, ob sie mit Lola Musik machen wollen (ja oder nein), suchen für sich und Lola ein Instrument aus und musizieren gemeinsam.



Nach dem anstrengenden Schultag muss Lola sich nun entspannen. Die Kinder verabschieden sich von ihr und unsere Geschichte endet mit dem Ritual „Leuchtebuch zuklappen“ und den Worten: „Die Geschichte ist zu Ende.“
